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Ausflug nach Baños

Auch am Donnerstag hatte ich wieder eine Stunden Englischunterricht mit einer dritten Klasse. In dieser Klasse war auch meine kleine Cousine Isabela. Auch die Stunde hat echt gut geklappt. Am Freitagmorgen hingegen bin ich zusammen mit Imara, eine der Englischlehrerinnen in die fünfte Klasse gegangen. Die sollten mich einfach ausfragen, um das Fragenstellen zu üben. Das hat auch sehr gut funktioniert. Sie waren nur etwas enttäuscht, dass ich keinen festen Freund habe und ihnen daher auch keine dazugehörige Geschichte erzählen konnte. Ansonsten waren sie fasziniert davon mehr über mich und Deutschland zu erfahren. In der zweiten Stunde haben sie Theaterstücke geprobt, die sie bald aufführen werden und ich durfte ihnen dabei zusehen und ein paar Anmerkungen machen. Es ist echt erstaunlich wie motiviert diese Klasse ist, auch wenn bei den Stücken noch der letzte Feinschliff fehlt. Danach war der Schultag eher entspannt und ich habe den Rest der Zeit sinnvoll genutzt, um andere Dinge zu erledigen.

 

Es ist irgendwie total komisch, dass meine Zeit hier langsam abläuft. Ich freue mich mittlerweile sehr auf Zuhause, aber gleichzeitig will ich nicht weg von hier, weil mir in diesem Jahr so viele Menschen hier wichtig geworden sind. Dieses Gefühlschaos hält mich irgendwie den ganzen Tag auf Trab. Dazu kommt noch, dass ich mich schon in gut einer Woche von Alessandra verabschieden muss, weil sie schon früher zurückfliegt aus verschiedenen Gründen, wie zum Beispiel den SATs. Ihr Flieger geht schon am 16. Juni während ich noch bis Juli bleibe. Ich weiß, dass sie für sich die richtige Entscheidung getroffen hat, aber trotzdem ist es schwer für mich meine beste Freundin davonziehen zu lassen. Wir haben in den letzten Monaten so viel gemeinsam erlebt und durchgemacht, dass ich gar nicht realisieren kann, dass ich Alessandra bald nicht mehr quasi jeden Tag sehen werde. Dadurch wird noch realer wie wenig noch fehlt, bis auch ich den geliebten Menschen hier auf unbestimmt Zeit auf Wiedersehen sagen muss. Natürlich werde ich zurückkehren, aber wann und wie steht noch in den Sternen, denn für mich wird ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Ich habe noch keine Ahnung wie das Studium laufen wird, ob alles so klappt wie ich mir das vorstelle und noch vieles mehr kann ich jetzt einfach noch nicht absehen. Es wird langsam ernst und wenn ich ehrlich bin macht mir das schon ganz schön Angst.

 

Am Freitagnachmittag haben meine Gasteltern mich dann zu Mónica und Jaime gebracht. Alessandra kam auch kurz später schon an. Gemeinsam machten wir uns auf dem Weg nach Baños. Dort angekommen checkten wir im Hotel ein, um unsere Taschen dort zulassen und dann sind wir direkt wieder in die Innenstadt von Baños gefahren, um am Abend noch eine Runde dort zu drehen und in einem Restaurant zu Abend zu essen. Wir haben uns für ein mediterranes Restaurant entschieden und ich habe mir Spaghetti mit Pesto bestellt. Das war echt lecker. Im Gegensatz zu allen anderen ecuadorianischen Städten ist in Baños auch noch um zehn Uhr abends was auf den Straßen los und man kann sich ohne Angst durch die Innenstadt bewegen. Das Ambiente dort in der Nacht ist echt schön. Was einem aber auffällt ist, dass der Hauptteil der Menschen auf der Straße Touristen sind.

 

Im Hotel hatten Alessandra und ich ein Zimmer für uns zwei und mal davon abgesehen, dass die Steckdosen verdammt weit weg vom Bett waren, war das Hotel wirklich wunderschön. Es lag etwas abseits der Stadt zwischen den Bergen und mal abgesehen von ein paar Vögeln am Morgen hat man nichts gehört. Dieses friedliche Ambiente war echt himmlisch, sodass ich dort sehr gut schlafen konnte.

 

Am Samstagmorgen haben wir früh um acht Uhr gefrühstückt, weil wir noch den Hotelpool ausnutzen wollten. Zusammen mit Jaime sind Alessandra und ich dann zum neben dem Hotel liegenden Spa gegangen, wo man als Hotelgast Zutritt zum Schwimmbad hat. Das kleine Bad mit verschiedenen Becken war wunderschön. Ich habe dann zunächst ein paar Bahnen in dem größten Becken gezogen und dann haben wir uns alle zusammen in den warmen Whirlpool gesetzt und uns den Rücken massieren lassen.

 

Dieser morgendliche Ausflug war richtig schön und so ließ es sich direkt viel besser in den Tag starten. Unser erstes Ziel war dieses Mal der Wasserfall Machay. Die Wanderung zu diesem ist deutlich anstrengender als zum Pailon del Diablo, denn es geht richtig steil den Berg herunter und die vielen Stufen, sind besonders beim Rückweg sehr kräftezehrend. Wir sind alle fit und gesund und haben die Strecke gut bewältigt. Unten wurde man mit einem wunderschönen blick auf den hohen und schmalen Wasserfall belohnt und wenn man will, kann man dort auch im Fluss baden gehen. Das haben wir allerdings nicht gemacht, sondern uns nur kurz dorthin gesetzt und die frische Luft genossen. Dann haben wir uns den Weg wieder hochgekämpft, um weiter zum nächsten Programpunkt zu fahren.

 

Weiter im Dschungel drinnen, sind wir angeln gegangen. Allerdings ist das eine Anlage, wo Unmengen an Fischen in kleinen, natürlich vom Fluss geschaffenen Becken gezüchtet werden. Leider hat es bei unserer Ankunft dort angefangen stark zu regnen. Nachdem das Wetter sich auch nach einigem Warten nicht besserte, wollte Jaime schnell die benötigten Fische fangen. Leider war das Glück nicht auf seiner Seite und keiner der Fische wollte anbeißen. Sich aber wieder unterzustellen, kam für ihn natürlich auch nicht in Frage. Als der Regen dann schwächer wurde, haben Ale und ich dann auch unser Glück versucht und innerhalb einer halben Minute hatten wir beide unsere ersten Fische gefangen. Vor Ort haben wir dann auch direkt Mittag gegessen. Die Teller waren aber so überladen, dass ich nicht einmal die Hälfte geschafft habe. Immerhin war es trotzdem sehr lecker.

 

Dann wollten wir eigentlich noch in einen Wildpark gehen, aber Alessandra und ich waren so platt, dass wir eingeschlafen sind und wir das dann doch nicht gemacht haben. Dafür haben wir dann noch eine entspannte Runde in der Innenstadt gedreht und die gefrorenen Schokobananen probiert, die an jeder Ecke verkauft wurden. Die waren richtig lecker. Leider mussten wir dann schon wieder nach Latacunga aufbrechen, denn Alessandra musste gegen sechs Uhr wieder dort sein.

 

Sie wurde dann abgeholt und ich bin noch bei Mónica und Jaime geblieben. Zusammen mit Mónica habe ich dann das Abendessen vorbereitet. Sie kann richtig gut kochen und es ist echt erstaunlich mit wie wenig aufwand so leckeres Essen entsteht. Zum Abendessen sind noch zwei sehr gute Freunde von Mónica und Jaime vorbeigekommen und zusammen hatten wir echt einen schönen Abend. Wir haben viel gelacht und uns bis spät abends noch gut unterhalten.

 

Ich durfte dort übernachten und habe auch erstmal gemütlich ausgeschlafen. So gegen zehn Uhr habe ich dann gefrühstückt und mich geduscht, um dann den Vormittag entspannt mit Mónica zu verbringen. Zum Mittagessen ist Jaime von der Arbeit nach Hause gekommen und hat das typische Gericht aus Salcedo, der Nachbarstadt von Latacunga in der die beiden wohnen, mitgebracht. Das Gericht heißt „Hornado“ was übersetzt so viel wie „gebacken“ heißt. Das in Streifen geschnittene Schweinefleisch wird dafür über Nacht mehrere Stunden im Ofen gegart, was das Fleisch sehr saftig und zart macht. Dazu ist man normalerweise Tortillas aus Kartoffeln und Mote (eine Art Mais). Ich habe die Kartoffeln halt einfach weggelassen. Das Fleisch war köstlich. Ich habe dann noch den Nachmittag zusammen mit Mónica verbracht und wir haben uns ziemlich viel unterhalten. Nach einem kurzen Kaffee am Nachmittag wurde ich dann abgeholt.

 

Das Wochenende war richtig schön und ich habe es sehr genossen Zeit zusammen mit Mónica und Jaime zu verbringen, denn die beiden sind echt nette Menschen und eine ganz tolle Gesellschaft. Die Woche danach ist eigentlich ganz normal gestartet. Ich gebe weiterhin den kleinen Kindern Englischunterricht und das macht richtig Spaß.

 

Am Dienstag ist Alessandra nach der Schule zu uns zum Mittagessen gekommen und das erste Mal seit Ewigkeiten war richtig gute Stimmung am Tisch und selbst Oswaldo ist sitzengeblieben und hat sich mit unterhalten. Danach haben wir eine kurze Runde Monopoly mit Feli gespielt, bevor Ale auch schon wieder nach Hause musste.

 

Danach haben wir noch zu dritt eine Runde Telefunken gespielt. Dieses Mal war das Glück leider nicht auf meiner Seite, aber ich hatte trotzdem Spaß. Insgesamt bin ich sehr froh darüber, wie sich das Verhältnis zu meiner Gastfamilie verbessert hat. Nur zu meinem Gastvater bleibt die Beziehung unterkühlt, aber mit meiner Gastmama und meinen Geschwistern habe ich mittlerweile ein echt gutes Verhältnis und ich fühle mich deutlich wohler bei ihnen Zuhause. Es ist zwar nicht perfekt, aber so komme ich gut klar und fühle mich wohl Zuhause.

 

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