Reise nach Galapagos - ein Lebenstraum geht in Erfüllung

Anreise

Durch fehlerhafte Planung ging unser Flug nach San Cristobal nicht von Quito, sondern von Guayaquil aus. Da dies gute sechs bis sieben Stunden von Latacunga entfernt liegt, begann für Alessandra und mich die Reise bereits am Vorabend des Fluges, der am Sonntagmorgen ging. Wir mussten spätestens um sechs Uhr morgens am Flughafen sein. Um genügend Puffer zu haben, begann die Busfahrt gegen neun Uhr abends in der Nachbarstadt Ambato. Ein Rotarier hat uns in einem Kleinbus gefahren. Auf dem Weg haben wir dann neben den Austauschschülern aus Ambato auch die aus Riobamba eingesammelt, sodass wir insgesamt elf Schüler im Bus waren. Dabei war auch noch Cecy, dieselbe Rotarierin, die auch die letzten Reisen begleitet hat.

Bis auf eine kurze Pause gegen ein Uhr nachts sind wir durchgefahren und sehr gut durchgekommen. Das resultierte dann darin, dass wir schon um drei Uhr morgens am Flughafen ankamen. Wir suchten uns also eine Ecke im beinahe menschenleeren Terminal und schliefen noch ein wenig. Gegen fünf Uhr kamen dann die Schüler aus Cuenca zusammen mit Dora an. Mit ihnen kam natürlich auch Marie und ich war glücklich sie wiederzusehen.

Gemeinsam ging es dann zur Migrationsstelle für die Einreise nach Galapagos. Zu der Zeit kam auch Louis an, der mit seinen Gasteltern zum Flughafen gefahren war, da er ja direkt in Guayaquil wohnt. Der ganze Papierkram hat ordentlich Zeit gekostet und bis wir alle unsere Koffer aufgegeben hatten und die Sicherheitskontrolle passiert hatten, fehlte nur noch eine knappe Viertelstunde bis zum Boarding. Als wir dann jedoch im Flugzeug saßen, mussten wir noch etwa 20 Minuten warten, weil ein Reifen gewechselt werden musste. Mit leichter Verspätung ging es also los in Richtung San Cristobal.

Dort angekommen war ich sehr froh unter meiner Jogginghose Shorts angezogen zu haben, denn es war dort trotz der frühen Uhrzeit (die Zeit wird eine Stunde im Vergleich zum Festland Ecuadors zurückgedreht) schon ziemlich warm und sonnig. Ich war nicht die Einzige, die sich entsprechend dort am Flughafen schnell umzog. Unser Handgepäck wurde erneut kontrolliert und wir mussten unsere Papiere vorzeigen zur Einreise. Dann mussten wir noch einen Moment auf unseren Guide warten. Wir nutzten die Zeit sinnvoll und schmierten uns ordentlich mit Sonnencreme ein. Alle Austauschschüler Ecuadors (ca. 80) wurden in drei kleinere Gruppen für diese Reise aufgeteilt. Die ersten beiden Gruppen waren bereits im Februar dort und es haben sich wirklich viele von ihnen (darunter auch Lina) ordentlich verbrannt. Wir konnten aus deren Fehlern lernen und haben dem direkt entgegengewirkt, denn dort ist es wirklich sonnig und es ist selten bewölkt.

Nach einer kurzen Begrüßung ging es zum Hotel, das glücklicherweise keine fünf Minuten mit dem Bus entfernt war. Dort luden wir erst einmal nur die Koffer ab, bekamen eine Trinkflasche und konnten diese direkt am Wasserspender dort auffüllen. Ohne große Pause starteten wir direkt ins Programm.

Sonntag

Wir statteten dem nahegelegenen Strand einen kurzen Besuch ab, an dem sich Seehunde wie eigentlich überall auf Galapagos tummelten. Dort blieben wir aber nicht lange, sondern wir liefen weiter zu einem Tauchshop, wo wir die Schwimmflossen für die kommenden Tage anprobierten und unsere Größen aufschrieben. Auf dem Programm stand nämlich jeden Tag Schnorcheln. Das dauerte eine gefühlte Ewigkeit, da wir alle schon unheimlichen Hunger hatten, schließlich war unsere letzte richtige Mahlzeit am Vorabend. Zu unserer Erleichterung (ganz besonders zu meiner) gingen wir von dort aus sofort weiter zum Mittagessen.

Es gab wie erwartet Suppe und danach Reis mit Fisch oder Hühnchen. Ich war einfach nur froh mal was Anderes als Huhn zu essen zu bekommen und über den Fisch konnte man sich echt nicht beschweren. Es war kein fünf Sterne Essen, aber deutlich leckerer, als das was die Haushälterin in meiner Gastfamilie fabriziert.

Neben meinen besten Freunden Marie und Louis (Lina war leider in einer anderen Gruppe) habe ich die gesamte Reise über auch viel Zeit mit Kathi verbracht. Sie ist erst vor drei Wochen in Ecuador angekommen. Zuvor war sie etwa fünf Monate in Südkorea, dort gab es aber einige Probleme, weswegen sie nach Deutschland zurückkehren musste. Rotary hat ihr nun ermöglicht noch ein paar Monate in Riobamba hier in Ecuador zu verbringen. Außerdem waren wir noch viel zusammen mit Ariel aus Taiwan unterwegs.

Nach dem Mittagessen ging es wieder zurück ins Hotel. Marie und ich konnten zusammen ein Zweierzimmer ergattern, dass praktischerweise direkt neben dem Zimmer von Louis lag und direkt gegenüber von dem von Kathi und Ariel (die in derselben Stadt wohnen und in die gleiche Schule gehen). Wir hatten einen Moment Zeit uns frisch zu machen und Badeklamotten drunterzuziehen, bevor es mit dem Programm weiterging.

Wir sind zum „Centro de interpretación ambiental” (Zentrum der Umweltinterpretation) gefahren. Dort gab es eine kurze Führung über die Entstehung von Galapagos, wie die Inseln besiedelt wurden, was es mit den Darwinfinken auf sich hat und wie man heutzutage versucht die Natur dort zu schützen.

Durch drei verschiedene Meeresströmungen, die auf die Inselgruppe vulkanischen Ursprungs treffen, ist eine unglaubliche Artenvielfalt unter Wasser anzutreffen, denn diese tragen wichtige Nährstoffe sowie zum Beispiel Plankton mit sich. An vielen Stellen entstehen so optimale Bedingungen für Meerestiere, da sich die Nährstoffe an den Inseln aufstauen.

Heutzutage begrenzt man die Besucherzahlen der Inseln und gewinnt den benötigten Strom nur aus nachhaltigen Quellen. Durch strenge Kontrollen bei der Anreise auf die Inseln sowie beim Reisen zwischen den Inseln will man verhindern, dass Dinge (z.B. Keime, fremde Pflanzensporen, …) die das sensible Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen können, eingeschleppt werden. Man darf zum Beispiel als Privatperson keine Lebensmittel einführen oder zwischen den Inseln hin und her transportieren.

Ich persönlich fand den Vortrag unseres Tourguides sehr interessant und hätte gerne noch mehr Details gehört, aber aufgrund des allgemeinen Desinteresses hat er sich eher kurzgehalten. Von dem Zentrum aus sind wir ein ganzes Stück bis zu einem Aussichtspunkt gelaufen. Das war nach der quasi schlaflosen Nacht doch sehr kräftezehrend. Der Aufstieg wurde aber mit einem schönen Ausblick über die kleine Hafenstadt Bahia Wreck, die direkt neben dem Flughafen liegt. Nachdem wir einige Minuten Pause dort oben in der prallen Sonne gemacht haben, ging es an dem Abstieg zum nahegelegenen Strand, wo wir uns erfrischen konnten. Besonders unter dem Badeanzug war ich vorher ganz schön ins Schwitzen gekommen und ich war echt froh über die Abkühlung im kalten Meer. Der Strand an sich war traumhaft mit weißem Sand und nur sehr leichtem Wellengang.

Wir beobachteten einen schnorchelnden Mann, der eine Meeresschildkröte fing. Da das Anfassen und erst recht Fangen von Tieren strengstens verboten ist, sind wir der Sache auf den Grund gegangen. Es stellte sich heraus, dass gerade eine Gruppe von Biologen, die Mitarbeiter des Nationalparks Galapagos sind, an dem Strand aus Artenschutzgründen Schildkröten gefangen hat. Diese haben sie untersucht, ihnen Blut abgenommen, sie vermessen, markiert und anschließend wieder in die Freiheit entlassen. So wird kontrolliert, wie sich die Bestände entwickeln und wie es um die allgemeine Gesundheit der Tiere steht.

Nach einiger Zeit ging es dann wieder zurück ins Hotel und danach zum Abendessen. Dafür mussten wir wieder zum nahegelegenen Restaurant laufen, in welchem wir auch schon zu Mittag gegessen hatten. Dort wurden wir dann für die nächsten Tage in drei kleine Gruppen eingeteilt. Dummerweise wurden Marie, Louis und ich damit komplett voneinander getrennt. Immerhin war ich aber zusammen mit Kathi, Ariel und Alessandra in einer Gruppe und hatte damit am meisten Glück von uns dreien. Meine Gruppe hatte sogar doppeltes Glück, denn wir mussten am nächsten Morgen erst später los und wir konnten somit etwas länger den nötigen Schlaf nachholen, um voll durchzustarten.

Bevor ich ins Bett gegangen bin, war ich noch zusammen mit Alessandra, Hendrik und Alexa ein Eis essen. Die drei waren alle am nächsten Tag alle in meiner Gruppe und wir haben alle beschlossen das Frühstück um sieben sausen zu lassen und einfach eine Stunde länger zu schlafen.

Danach bin ich glaube ich wie die meisten einfach nur noch erschöpft ins Bett gefallen, nachdem ich fast zwei ganze Tage auf den Beinen war. Es war eine gute Entscheidung länger zu schlafen.

Montag

Die beiden Gruppen von Louis und Marie mussten schon früher los, deswegen habe ich die Beiden nur ganz kurz gesehen, als ich gerade aufgestanden bin. Ich habe es keine Minute bereut Frühstück zugunsten von Schlaf gestrichen zu haben.

 

Wir fuhren zuerst zum Strand „Lobería“. Dort haben wir etwas über die einzigartige Flora auf der Insel gelernt. Dort gibt es Pflanzen, die Salzwasser zu sich nehmen und dass ohne Probleme kompensieren können. Die salzresistenten Mangroven haben einzelne Blätter, die das Salzwasser filtern und somit für den Rest der Pflanze nutzbar machen. Diese färben sich mit der Zeit gelb durch ihren hohen Salzgehalt und fallen ab, sobald ihre Kapazitätsgrenze erreicht ist.

 

Auf dem Weg zum Strand konnten wir zudem Vögel und einige Eidechsen beobachten. Dann hatten wir die Möglichkeit uns im Wasser zu erfrischen. Man musste aber sehr gut aufpassen wo man trat, denn neben einigen kleinen Fischen gab es zwischen den Felsen auch Seeigel. Diese Art ist zwar nicht giftig, es täte aber trotzdem ziemlich weh in einen zu treten. Leider mussten wir den Bilderbuchstrand zeitig wieder verlassen, um pünktlich zum Mittagessen zu kommen, denn am Nachmittag stand ein mehrstündiger Bootsausflug auf dem Plan.

 

Ich war deswegen ziemlich nervös, weil ich sehr schnell seekrank werde und ich meine Übelkeitstabletten dagegen zuvor noch nicht in so einer Situation testen konnte. Als wir am Anleger ankamen und ich das wackelnde Boot sah, wurde mir wirklich flau im Magen. Ich hatte allerdings Glück und konnte einen Platz vorne auf dem Boot ergattern, denn der Sitzbereich hinten unten war halb geschlossen und von dort aus hätte ich nicht sehen können wo es hingeht und seitwärts zur Fahrtrichtung sitzen müssen. So konnte ich vorne perfekte Aussicht und frische Luft genießen. Zu meinem Glück haben die Tabletten geholfen und ich bin nicht ein einziges Mal in der ganzen Zeit seekrank geworden.

 

Wir fuhren zunächst etwa 40 Minuten an der Küste entlang bis zu einer kleinen Insel. Die „Isla de lobos“ (Seehundinsel) liegt nur einige Meter vor San Cristobal und ist Brutstätte verschiedener Vögel. Anders als der Name vermuten lässt, gab es dort sogar eher weniger Seehunde als am Hafen selbst. Neben dem blaufüßigen Tölpel (auf Englisch: boobies) gab es auch die beeindruckenden Fregattvögel zu beobachten. Die männlichen Fregattvögel blasen zur Paarungszeit als Attraktivitätsmerkmal eine Hautblase mit rotem Gefieder an ihrer Brust auf. Ihr ansonsten pechschwarzes Federkleid stellt noch einmal einen zusätzlichen Kontrast dar. Unser Weg führte uns nur wenige Meter an ihren Nestern vorbei. Bei den Tölpeln ist dahingegen wichtig, dass die Füße eine möglichst blaue Färbung haben. Die Farbe bekommen die Füße, ähnlich wie bei Flamingos, durch die Ernährung der Vögel. Ihre Hauptfutterquelle sind Fische. Dadurch nehmen sie sogenannte Carotenoide auf, die die Füße blau Färben. Je gesunder die Ernährung und je gesunder der Vogel, desto blauer sind die Füße. Da diese als Kriterium für die Partnerwahl dienen, versuchen besonders die männlichen Exemplare sie stets zu präsentieren. Deshalb watscheln sie scheinbar auf der Stelle herum, was ihre Arte des Balztanzes ist. Lustig anzuschauen war es auf jeden Fall, denn dadurch wirkt der Tölpel mehr als tollpatschig. Durch den englischen Namen gibt es einen Haufen an Souvenirs mit der Aufschrift „I love boobies“, die auf die doppelte Bedeutung des Namens anspielen.

 

Nachdem wir den Rundgang auf der Insel beendet hatten, gingen wir im Kanal zwischen selbiger und San Cristobal schnorcheln. Wir hatten an diesem Tag leider eher weniger Glück und haben außer ein paar Fischen keine besonders spektakulären Tiere beobachten können. Es gab dann noch einen kleinen Snack an Bord und danach ging es weiter an einen kleinen Strand, vor dem wir geankert haben. Wir durften dann von oben vom Boot ins Wasser springen. Das war gute zwei Meter hoch und wer mich kennt, weiß dass Höhe nicht so unbedingt mein Ding ist. Ich bin trotzdem einmal gesprungen und habe mich dann aber vorne aufs Boot gelegt und die Sonne genossen. Das Wandern und Schnorcheln waren dann doch anstrengender als ich vermutet hatte, weil ich so abgelenkt von den Tieren und der Natur war. Ich bin dann doch tatsächlich vorne auf dem Boot eine Weile eingeschlafen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal mache, trotz des Wellenganges, der an dem Tag nicht gerade ruhig war. Ab diesem Zeitpunkt war ich wirklich vollkommen entspannt auf dem Boot unterwegs. Natürlich habe ich weiterhin meine Tabletten genommen, aber so habe ich richtig Spaß am Bootfahren gefunden.

 

Nach dem Abendessen bin ich gemeinsam mit Marie, Louis, Kathi und Ariel Souvenirs shoppen gegangen. Die waren zwar verdammt teuer, aber man kommt nicht jeden Tag nach Galapagos. Wir haben danach noch einige nächtlichen Fotos gemacht, bevor wir dann ins Hotel zurück sind und erschöpft von dem ganzen Tag ins Bett gefallen sind.

 

Dienstag

Meine Gruppe wurde für diesen Tag in zwei Kleinere aufgeteilt, während Maries und Louis Gruppen zusammengelegt wurden. Wir mussten an diesem Morgen schon direkt nach dem Frühstück die Koffer in die Lobby bringen und auschecken, da es dann am Nachmittag nach Santa Cruz ging.

 

Ich war immer noch gemeinsam mit Kathi und Ariel in einer Gruppe. Wir haben dann das gemacht, was Marie und Louis am Vortag an Programm hatten und die Beiden entsprechend was wir gemacht haben. Wir sind zu einer Felsformation namens „Leon dormido“ („schlafender Löwe“) gefahren. Die gigantische Formation wurde über viele Jahre durch Wind und Wasser geformt und dient jetzt verschiedensten Vögeln als sichere Brutstätte, da der Fels senkrecht aus dem Meer ragt und sie somit der Gefahr der Seehunde entgehen. Der Stein ist an zwei Stellen quasi gespalten und bildet somit einen kleinen und einen großen Kanal. Bei uns auf dem Boot waren noch vier Taucher mit ihrem Guide. Die sind zuerst ins Wasser und danach ging es auch für uns los. Wir sind durch den großen Kanal geschnorchelt und danach noch in den kleinen Kanal herein und wieder heraus. Wir haben jede Menge Seeschildkröten beobachten können und einige bunte Fischschwärme. Im kleinen Kanal sind wir dann drei Mantarochen begegnet und unter uns waren viele junge Haie, denn der Kanal ist ein Rückzugsort für selbige. Das größte Exemplar, welches wir gesehen haben, war schätzungsweise zweieinhalb Meter lang. Wir hatten nur einen Jungen in der Gruppe und ausgerechnet der hatte panische Angst vor den friedlichen Haien. Das war auch für unseren Guide äußerst amüsant und er hat es nicht lassen können den armen Jungen zu ärgern.

 

Danach haben wir eine Weile auf dem Boot verbracht, während die Taucher eine zweite Runde drehten und haben dabei einen Wal gesichtet. Den haben wir eine Weile verfolgt, konnten aber nur zweimal die Rückenflosse erspähen, dann war er auch schon wieder verschwunden. Wir haben die Taucher wieder eingesammelt und uns auf den Weg zu einem weiteren abgelegenen Strand gemacht. Dort gab es dann an Bord Reis, Fisch und Salat zum Mittagessen. Dann sind wir zu Fuß durchs Wasser an den Strand gewatet und haben dort einige Fotos gemacht. Die Idylle wurde ein wenig durch die dort anwesenden Mücken und Bremsen gestört. Ich wurde trotz Mückenspray mal wieder ordentlich zerstochen und bin schon nach kurzer Zeit aufs Boot geflüchtet. Abschließend ging es wieder zurück zum Hafen, wo unsere Koffer schon auf uns warteten.

 

Nach einer kurzen Kofferkontrolle ging es bereits zur Fähre, die uns nach Santa Cruz bringen sollte. Die „Fähre“ war ein nicht besonders großes Boot, das mit uns allen, dem Gepäck und noch einigen normalen Passagieren aus allen Nähten platzte. Ich hatte riesiges Glück und durfte zusammen mit Marie und Louis nach oben und konnte der stickigen Luft im Halbgeschlossenen unten entgehen. Es gab ordentlich Wellengang bei der etwa zweistündigen Überfahrt. Bei der Ankunft war ein Stich an meinem Gesäß bereits stark angeschwollen und größer als meine Hand. Ich hatte in dem Moment so ein kleines Déjà-vu von der Amazonasreise. Ich habe dann den Rotariern bescheid gegeben, die mir dann beim kurz darauffolgenden Abendessen wieder eine Tablette dagegen gegeben, die ja im Amazonas geholfen hatte. Zuvor waren wir nur schnell im Hotel eingecheckt. Dieses Mal waren wir zu viert auf einem Zimmer. Zusammen mit Marie, Kathi und Ariel haben wir eines der größeren Zimmer mit vier einzelnen Betten erwischt. Nach dem Abendessen hat sich auch unser einheimischer Guide meinen Stich einmal angeschaut. Er hat uns dann empfohlen zur Sicherheit ins Krankenhaus zu gehen, falls sich das nicht verbessern sollte.

 

Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir ein wenig vom Weg abgekommen und haben die Chance aber gleich genutzt und nach einem Friseur gefragt, denn Marie und Kathi hatten die Idee, dass wir uns auf Galapagos die Haare schneiden lassen können. Ich habe erstaunlicherweise ohne jegliche Hemmungen in einem Geschäft nachgefragt. Wer mich kennt, weiß dass ich normalerweise kaum schaffe beim Friseur anzurufen, um einen Termin zu machen, geschweige denn fremde Menschen auf der Straße anspreche. Im Nachhinein habe ich erst gemerkt, wie sehr ich mich in dieser Hinsicht hier geändert habe und darüber war ich sehr glücklich.

 

Marie und Ariel wollten noch einmal zum Strand gehen und deswegen haben wir uns getrennt. Ich habe Louis und Kathi auf dem Rückweg noch auf ein Eis eingeladen und dank Googlemaps haben wir auch das Hotel wiedergefunden.

 

Gegen zehn Uhr abends hat einer der Rotarier sich nochmal bei mir erkundigt wie es mit dem Stich aussieht und da dieser immer noch schmerzhaft war und sich trotz der Tablette eher verschlechtert hat, sind wir dann zum Krankenhaus gegangen. Vor diesem haben wir dann Marie und Ariel wiedergetroffen, die dort unter anderem gemeinsam mit Cecy und Dora gewartet haben. Die Beiden haben sich nämlich komplett verlaufen und wurden von den Rotariern wieder eingesammelt. Im Krankenhaus wurde dann diagnostiziert, dass ich eine starke allergische Reaktion auf den Stich habe und man hat mir dann ein Gegenmittel gespritzt. Anscheinend gibt es hier irgendeine Bremsenart auf die ich allergisch bin und die mich nun schon zum zweiten Mal erwischt hat. Ich musste dann noch etwas dort warten, bis das Mittel sichtbar gewirkt hat, dann wurde ich wieder entlassen. Die Rotarier haben mir noch Eis besorgt, damit ich den Stich wie angewiesen über Nacht kühlen konnte.

 

Mittwoch

Am Mittwoch wurden drei neue Gruppen gebildet. Louis und Marie waren zusammen in einer Gruppe und ich war wieder mit Ariel, Kathi und Alessandra in einer Gruppe. Dieses Mal sind wir insgesamt dreimal geschnorchelt. Dummerweise hatte ich mir am Vortag meine Füße verbrannt und nur beim anziehen der Flossen tat das schon so weh, dass ich unseren Guide gefragt habe, ob ich ohne Flossen schnorcheln darf. Auch meine Schultern waren leicht rötlich, weswegen ich das T-Shirt an diesem Tag angelassen habe. Nachdem wir geklärt hatten, dass ich eine gute Schwimmerin bin und es auch ohne Flossen schaffe mit der Gruppe mitzuhalten (beim Schnorcheln hetzt man ja ohnehin nicht) durfte ich auch ohne schwimmen. Ab da hat mich unser Guide nur noch „nadadora“ („Schwimmerin“) genannt. Wir sind zu einer kleineren Insel herausgefahren und sind dort in zwei Etappen an der Küste entlanggeschnorchelt. Dabei haben wir einen Hai und zwei Meeresschildkröten entdecken können. Durch das flache Wasser waren die großen Tiere verdammt nahe, als wir drüber hinweggeschwommen sind. Der Hai hatte etwa eine Größe von gut zwei Metern. Eine Schildkröte konnten wir dabei beobachten, wie sie Seepflanzen gegessen hat. Bei der Rückkehr zum Boot gegen die Strömung musste ich schon ordentlich arbeiten, aber das habe ich eher in Kauf genommen, als schmerzende Füße.

An der zweiten Stelle gab es zwar keine spektakulären Haie oder Schildkörten zu sehen, dafür aber Tausende von Babyshrimps und die einzigen Leguane der Welt, die dazu fähig sind zu schwimmen. Die Leguane können bis zu etwa 20 Minuten ohne Probleme im Wasser verbringen, was darüber hinausgeht kann aber gefährlich für sie werden, denn durch die Filterung des Salzwassers entstehen Giftstoffe in ihren Körpern. Bei Gefahr bleiben sie auch bis zu einer halben Stunde im Wasser, riskieren damit aber langfristige Schäden am Nervensystem.

Schneller als mir lieb war, endete unser letzter Schnorchelausflug. Danach gab es erst einmal Mittagessen auf dem Boot, bevor es ans Angeln ging. Wir hatten unglaubliches Glück und nach nicht einmal fünf Minuten schon den ersten Tunfisch am Harken. Auch der zweite Fisch biss schnell an. Wie aus dem nichts tauchte aber ein drei Meter langer Hammerhai auf und biss sich ein Stück von unserem Fisch ab. So schnell wie möglich holte unser Guide den Fisch aus dem Wasser, denn das Blut hatte zwei Galapagoshaie angelockt. Nach dem erfolgreichen Angeln fuhren wir wieder zurück zum Hafen.

Dort warteten bereits einige Taxis auf uns, die uns zum nahegelegenen Darwin-Nationalpark gebracht haben. Alle Gruppen wurden wieder vereint. Unglücklicherweise wollte man uns aber erst nicht in den Park hereinlassen, weil wir eine große Gruppe waren und der Park ausgelastet waren. Nach einer gefühlten Ewigkeit durften wir in Fünfergruppen rein, hatten aber nur eine knappe Stunde Zeit, da der Park dann bereits schloss. Im Schnelldruchgang schauten wir uns also die gigantischen Riesenschildkröten an, machten einige Fotos und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Zu Fuß ging es wieder in Richtung Hotel. Auf dem Weg machten wir noch einmal einige Einkäufe. Dann mussten wir vier Mädels uns mit dem Duschen ganz schön beeilen, um zum Abendessen fertig zu sein. Die Jungs mit den kurzen Haaren hatten es da deutlich einfacher.

Nach dem Abendessen setzten wir unseren Plan vom Friseurbesuch dann um. Mein Schnitt von meinem letzten Friseurbesuch hier war eh nicht wirklich gerade und gleichmäßig, deshalb hatte ich nicht allzu viel zu verlieren und ließ mir als erstes die Spitzen schneiden. Das Resultat war deutlich besser als vorher. Marie ließ sich ebenfalls nur die Spitzen stutzen, während Kathi gleich aufs Ganze ging und sich gute 15cm abschneiden ließ. Es war witzig einfach mal etwas Verrücktes zu machen. Ich meine: wer kann behaupten sich auf Galapagos die Haare geschnitten zu haben? Zufrieden haben wir am letzten Abend noch einige Zeit am Hotelpool verbracht und gequatscht. Danach mussten wir noch unsere Koffer einigermaßen packen, schließlich ging es am nächsten Morgen früh los in Richtung Flughafen.

Donnerstag - Heimreise

Um 6 Uhr gab es bereits Frühstück. Dementsprechend konnte ich die letzte Nacht nicht allzu viel schlafen. Mit einem Bus ging es zu einer Fähre, mit der wir auf die Insel Baltra vor Santa Cruz übergesetzt sind. Die Insel war ehemals ein amerikanischer Militärstützpunkt. Heute sieht man davon nichts mehr, denn die Amerikaner haben sich viel Mühe gegeben ihre Spuren zu verwischen. Geblieben ist jedoch der kleine Flughafen.

 

Am Flughafen war die Organisation sehr chaotisch. Ich habe noch einen Aufnäher für meinen Blaser gekauft und die Rotarier haben allen einen Pin geschenkt. Meiner hat die Aufschrift: „I love boobies“ und darunter sind die blauen Füße der Tölpel abgebildet. Ich bin froh, dass wir es alle rechtzeitig zum Flieger geschafft haben, ohne großartig zu hetzen. Es blieb sogar noch Zeit auf dem Rollfeld ein schnelles Foto zu machen.

 

Der Rückflug verging ohne besondere Ereignisse. In Guayaquil angekommen hieß es schon Abschied nehmen von allen, die nicht in meinem Kleinbus waren. Durch Zufall haben wir die Gruppe aus Cuenca und damit auch Marie im nahe gelegenen KFC wiedergetroffen, wo wir zu Mittag gegessen haben. Dann mussten wir uns endgültig verabschieden.

 

Ich habe beinahe die ganze Rückreise verschlafen, weil ich immer noch ein großes Schlafdefizit hatte. Das war außerdem ganz angenehm, weil mir so nicht langweilig wurde. Wir haben die anderen Schüler zunächst in Riobamba und dann in Ambato abgeliefert, bevor es endlich nach Latacunga ging. Da meine Gasteltern bei der Abreise gesagt hatten, dass sie mich unter der Woche wahrscheinlich schlecht abholen können, hatte ich ihnen geschrieben und gefragt, ob sie nun können oder nicht. Sie haben mir nicht geantwortet und da auf dem Weg der Internetempfang nicht gut genug zum telefonieren ist (ich kann meine Gasteltern nur per WhatsApp anrufen, weil in unserem Haus kein normaler Empfang ist), habe ich dann etwa eine halbe Stunde vor Ankunft Rosy angerufen. Sie hat meinem Gastpapa dann hinterhertelefoniert, der mich und Ale letztendlich beide eingesammelt hat und Ale bei einer Tante abgeliefert hat, die auf dem Weg wohnt. Es war das erste Mal, dass ich nach einer Reise im Bus geweint habe, weil ich nicht wirklich nach Hause wollte.

 

Eigentlich hatte ich mich relativ fit gefühlt, weil ich soviel auf der Reise geschlafen hatte und mein Plan war es eigentlich am Freitag in die Schule zu gehen. Ich habe meinen Wecker aber einfach verschlafen und meine Gastfamilie hat entschieden mich einfach schlafen zu lassen. Letztendlich bin ich erst zum Mittagessen aufgestanden. Ich hatte den Schlaf wohl bitter nötig.

 

Fazit

Die Reise war einfach nur eindrucksvoll. Für mich hat sich mit dem Besuch der Inseln ein Lebenstraum erfüllt und ich bin so dankbar für Alle, die mir das möglich gemacht haben. Ich habe mit Haien schwimmen können und jede Menge Tiere in ihrer freien Wildbahn beobachten können. Mir hat vor allem bei den Riesenschildkröten hätte ich gerne mehr Informationen gehabt, um noch etwas dazuzulernen. Trotzdem hat sich die Reise auf jeden Fall gelohnt, auch wenn die stundenlange Reise im Bus etwas stressig war.

 

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