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Silvester in Ecuador

Ich habe versucht möglichst lange vor Silvester auszuschlafen, was auch gut funktioniert hat. Danach habe ich erst einmal etwas länger mit meinen Eltern telefoniert, bei denen es ja schon sechs Stunden früher Mitternacht und damit Neujahr war. Das hat mir zwar ganz gutgetan, mich andererseits aber auch traurig gestimmt. Mit dem Paket ist immer noch keine Lösung in Sicht und ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt ein Teil daraus noch bekomme.

 

Gegen kurz nach sieben Uhr abends haben wir dann das Haus in Richtung meiner Tante Maria väterlicherseits verlassen. An Neujahr gestaltet es sich aber schwierig sich fortzubewegen, da die ganzen Straßen voller verkleideter Männer ist, die sich als Frauen verkleiden, tanzen und immer ein paar Cent einfordern, bevor sie einen passieren lassen. Das sorgt nicht nur für sehr langsamen Verkehr, sondern auch reichlich für Belustigung. Mein Papa wurde von einer „Dame“ angefallen, als er das Auto zum Rauchen verlassen hat.

Bevor wir dann aber zu meiner Tante fuhren, statteten wir erst noch der Familie meiner Mama einen kurzen Besuch ab. So kam es, dass wir erst um kurz vor zehn bei meiner Tante ankamen. Zur Überraschung gab es sogar für alle Gäste einen vernünftigen Sitzplatz zum Essen, was hier nicht selbstverständlich ist. Normalerweise muss man sich als Kind irgendwo einen Platz, wie zum Beispiel auf der Treppe, suchen, weil der Esstisch nicht groß genug ist und für die Älteren reserviert ist.

 

Gegessen haben wir aber erst eine halbe Stunde später. Dafür waren extra Angestellte in der Küche, die alles zubereitet haben. Leider war das Essen nicht so ganz nach meinem Geschmack, aber dafür konnten die Anderen ja nichts. Es gab Kartoffeln und Salat aus Choclo (weißer Mais, der wie Bohnen schmeckt), was mir ohnehin schon nicht schmeckt und dazu Hühnchen mit süßer Rosinensauce und ein Stück Schweinefleisch, dass in Speck eingerollt war. Mir hat eigentlich nur das Schweinefleisch geschmeckt. Immerhin war das Tiramisu zum Nachtisch lecker, auch wenn kein Kaffee drin war und es eher nach Schokolade schmeckte, als nach wirklichem Tiramisu. Dann gab es auch noch eine Torte, von der ich aber nichts gegessen habe, da diese später in der Nacht angeschnitten wurde, als ich schon geschlafen habe. Wir hatten nämlich zwei Geburtstagskinder in der Runde: Der Ehemann meiner Tante hatte am 31. Dezember Geburtstag und mein Papa am 1. Januar. Kleinigkeiten, wie Ferrero Roche, lagen ohnehin auf den Tischen herum und haben zumindest meine Laune nicht all zu tief sinken lassen.

 Durch unser spätes Eintreffen dauerte es auch nicht mehr lang, bis es schon Mitternacht war und es nach draußen ging. Dort haben wir getreu der Tradition Puppen verbrannt und danach haben einige Kinder begonnen kleineres Feuerwerk zu machen. Dummerweise achteten sie dabei eher weniger darauf in welche Richtung sie was schmissen und ob da noch andere Menschen waren. So verging mir schnell der Spaß daran mich weiter draußen aufzuhalten und ich bin nach vielleicht zwanzig Minuten schon wieder ins Haus zu den älteren Herrschaften, die sich das Spektakel komplett gespart hatten.

 

Nachdem das Feuerwerk aufgebraucht war, wurde noch ein wenig getanzt. Leider haben einige Gäste, darunter mein Papa, dazu geneigt etwas zu tief ins Glas zu schauen. Von daher war mir die Gesellschaft dann irgendwann unangenehm und ich bin zu den anderen Kindern mit nach oben gegangen. Von denen war meine Schwester die Älteste. Ich habe es mir auf einem Bett bequem gemacht und einem Jungen beim Playstationspielen zugeschaut, bin dabei aber einfach eingeschlafen. Meine Mama hat mich dann erst gegen kurz nach vier Uhr morgens wieder aufgeweckt.

 

Es war ziemlich schwierig meinen betrunkenen Papa ins Auto zu verfrachten, da er absolut nicht gehen wollte und sich eher wie ein fünfjähriges Kleinkind benommen hat. Dass meine Schwester es witziger fand das zu filmen, anstatt mir, meiner Mama und meiner Tante zu helfen, hat nicht unbedingt zur Beschleunigung beigetragen.

 

Bei der gesamten Feier wollte bei mir nicht so recht Stimmung aufkommen. Die Atmosphäre wurde je später es wurde immer unangenehmer und ich habe in dem Moment besonders die Party daheim in Deutschland vermisst, die immer viel Spaß macht. Mein Start ins Jahr 2019 war also nicht der Beste, aber das Jahr kann ja nur noch besser werden.

Am 1. Januar stand dann noch ein Mittagessen bei meinen Großeltern zu Ehren des Geburtstages meines Papas an. Dieser war ordentlich verkatert und hat sich direkt am Morgen reumütig bei mir tausend Mal für sein schlechtes und nerviges Verhalten am Vorabend entschuldigt. Ich hatte trotzdem eher weniger Mitleid mit ihm, denn wenn er meint so viel zu trinken, muss er auch mit den Konsequenzen leben. Das Mittagessen war erneut nicht ganz nach meinem Geschmack, da das Fleisch wieder mit der Rosinensauce vom Vortag angerichtet wurde. Zu meinem Glück sind wir aber von da aus noch zu meiner Tante Pipi gegangen und ich habe dort noch Reste vom Vortag bekommen, die deutlich leckerer waren. Dort haben wir wieder Karten gespielt und sind erst spät am Abend wieder nach Hause gefahren. Mein Papa hat es jedoch vorgezogen sich dort im Haus in ein Schlafzimmer zurückzuziehen und seinen Rausch noch weiter auszuschlafen, anstatt mit uns zu spielen.

 

Dieser noch positive Abschluss des Jahresstarts hat meine Laune wieder deutlich angehoben. Nun freue ich mich bereits auf die Reise, die bereits am 3. Januar für mich losgeht. Ich bin gespannt, was mich hier im Regenwald so erwartet und hoffe, dass die Mücken mich nicht ganz auffressen werden und mein Mückenspray hält was es verspricht.

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Kommentare: 1
  • #1

    Marie (Mittwoch, 02 Januar 2019 12:22)

    Super Jana. Schreibst echt gut . Hab dich ganz doll lieb�